Autoarme Innenstadt für Oberursel
Die Gruppe Mobilität des Oberurseler Klimabeirats empfiehlt, die Verkehrsberuhigung der Innenstadt zu vollenden., um auf dem Weg zu Klimaneutralität voran zu kommen.
Die enge Altstadt Oberursels ist schon heute weitgehend verkehrsberuhigte Zone. Aber es gibt noch eine erkleckliche Anzahl von Parkplätzen mit dem entsprechenden Suchverkehr. Die Gruppe Mobilität des Oberurseler Klimabeirats empfiehlt den Stadtverordneten daher, die Verkehrsberuhigung des Quartiers zu vollenden und somit einen Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz zu leisten.
Parkplätze abschaffen
Der ADFC stellt mit dem VCD die beiden Mitglieder der Arbeitsgruppe Mobilität, einer von fünf Arbeitsgruppen des Klimabeirats Oberursel. Ende November hat der Klimabeirat erstmals den Stadtverordneten des Bau-, Umwelt- und Klimaausschusses seine Empfehlungen präsentiert. Schon im Oktober hatte die Gruppe Mobilität in einer öffentlichen Informationsveranstaltung ihre Idee zur autoarmen Innenstadt vorgestellt, zusammen mit den städtischen Plänen für die Verkehrsberuhigung des Liebfrauenquartiers. Zu Beginn erfuhren die Teilnehmenden, was in Frankfurt-Bockenheim geplant ist. Unter der provokanten Frage, ob Superblocks eine gute Idee für Oberursel wären, diskutierten rund 80 Besucherinnen und Besucher zum Teil sehr emotional.
Der Wegfall von Parkplätzen bekommt dann rasch den Anschein eines massiven Grundrechtseingriffs, und erzürnt besonders die Einzelhändler. Dabei gibt es rund um die Innenstadt drei Parkhäuser, die wie alle öffentlichen Parkhäuser meistens nicht ausgelastet sind. Zahlreiche Studien belegen, dass Kundinnen und Kunden fast doppelt so oft zu Fuß oder mit dem Rad zum Einkaufen in die Stadt kommen, als die Händler annehmen. Und bewiesen ist auch, dass aktiv mobile Menschen mehr Geld in der Innenstadt ausgeben als die Autofahrenden. Ist die Aufenthaltsqualität gut, fühlen sie sich alle wohl und bleiben länger. Eine Studie der RWTH Aachen hat jüngst zudem gezeigt, dass Straßenparkplätze sogar die Mieten für die Geschäftsräume drücken, offenbar also als störend eingeschätzt werden: ein Argument mehr für deren Entfernung.
Die Klimabeiratsmitglieder haben beobachtet, dass oft PKW, mit auswärtigen Kennzeichen und häufig SUV, wiederholt durch die engen Gassen cruisen bei der erfolglosen Parkplatzsuche. Zu Fuß Gehende müssen sich dann an die Hauswand drücken und haben besser keinen Kinderwagen dabei. Spielende Kinder oder schwatzende Anwohnergrüppchen auf der Gass‘ findet man nie, das wäre viel zu gefährlich. Behindert werden auch Radfahrende, die nicht genug Abstellplätze finden. Abgesehen von Lärm, Abgasen und Gefahren spricht der Platzbedarf der fahrenden und parkenden Autos für eine Veränderung. Denn der Platz wäre gut für eine Begrünung und Beschattung zu gebrauchen. Die Stadt Oberursel hat sich schon in dieser Richtung bewegt und führt über das Programm „Zukunft Innenstadt“ Maßnahmen zur Begrünung am Epinay-Platz und in ein paar Gassen durch. Die so entstehenden „Orschel-Gärten“ sind ein guter Anfang, aber sie reichen nicht aus. Aus der Gruppe Klimaanpassung des Klimabeirats kam die Idee, ein blau-grünes Band durch die Innenstadt zu ziehen, mit dem die Grünflächen verbunden und durch einen kleinen künstlichen Wasserlauf ergänzt werden, der der Brunnenstadt mit ihrer großen Mühlentradition gut zu Gesicht stünde. So ergänzen sich die Empfehlungen zur Mobilität und zur Klimaanpassung der Innenstadt hervorragend.
Modal Split verändern - PKW-Verkehr halbieren
Die Gruppe Mobilität schaut auch mit großem Interesse auf den Verkehrsversuch in der Eppsteiner Straße, der einzigen Straße in der historischen Innenstadt, durch die noch nennenswerter Durchgangsverkehr fließt. Das Ziel, die Zahl der PKW-Fahrten von 6.500 auf 4.500 zu senken, findet der ADFC im Klimabeirat allerdings nicht besonders ambitioniert. Denn der motorisierte Individualverkehr (MIV) müsste, nach Ansicht von ADFC und VCD im Klimabeirat, halbiert werden, um eine Verteilung von je einem Viertel auf die Verkehrsarten MIV, Fahrrad, ÖPNV und Fußverkehr zu erreichen und damit eine Chance zu haben, Klimaneutralität zu erreichen. Wir werden dranbleiben.