Beerdigung 3. Klasse für Radweg an Frankfurter Landstraße
Lebensgefährliche Situation bleibt bestehen: Kein Radweg an der Frankfurter Landstraße. Oberurseler Stadtverordnete verschieben eine der wichtigsten Maßnahmen aus Radverkehrskonzept von 2016.
Die Oberurseler Koalition aus CDU, SPD und OBG will den Bau des Radwegs entlang der Frankfurter Landstraße an die Fertigstellung der Verlängerung der Nassauer Straße zu koppeln. Damit wird eine hoch priorisierte Maßnahme aus dem Radverkehrskonzept von 2016 auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben. Ohne den Lückenschluss zwischen Adenauerallee und dem Radweg entlang der U-Bahn ab Bommersheim bleibt die Nord-Süd-Achse in Oberursel für Radfahrer Stückwerk. Bislang sah der Plan der Verwaltung vor, zusammen mit der Erneuerung der Ampelanlage Frankfurter Landstraße/Zimmermühlenweg, den Radweg und weitere Verbesserungen zu realisieren. Dies wird nun getrennt, wie der Antrag von CDU, SPD und OBG verlangt, der am 19. März in der Sitzung des Bau-, Umwelt- und Klimaausschusses mehrheitlich beschlossen wurde.
Interessant sind die Begründungen, die deutlich zeigen, dass der Radweg grundsätzlich abgelehnt wird. Waren es lange Zeit die wenigen Parkplätze auf der Straße, die weichen müssten, werden jetzt beispielsweise LKW zum nahe gelegenen Lidl angeführt, die mehr Platz bräuchten. Kommunalpolitiker spielen Lidl gegen Radfahrer aus? Und das Geld fehle. Aber aber für die Planung der Verlängerung der Nassauer Straße, von der die von der Stadt beauftragten Gutachter abraten, weil sie den verkehrspolitischen Zielen der Stadt widersprechen, ist Geld vorhanden.
Immer mehr PKW
Die hohe PKW-Dichte von 484 PKW auf 1000 Einwohner in Oberursel führt dazu, dass das Auto zum dominierenden Verkehrsmittel wird. Oberursel verzeichnet seit 15 Jahren einen zunehmenden PKW-Bestand. Nur mit einem konzentrierten und massiven Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur und der zügigen Umsetzung der Radverkehrskonzepte von Stadt und Kreis lässt sich eine Entlastung der anderen Verkehrsmittel erreichen und letztlich damit die zwingend erforderlichen Einsparungen von CO2 im Verkehrssektor. Dies stellten zuletzt die Gutachter in der Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts 2024 fest.
Eine weitere Verschiebung des Radwegbaus entlang der Friedhofsmauer an der Frankfurter Landstraße und seine Koppelung an die Verlängerung der Nassauer Straße missachtet zwei der verkehrspolitischen Leitziele der Stadt: 1. Kein weiterer Anstieg des motorisierten Individualverkehrs – was jedoch immer die Folge weiterer Straßen ist, wie auch im verkehrspolitischen Gutachten zum B-Plan für die Straßen-Verlängerung nachzulesen. Zweitens sollen laut verkehrspolitischem Leitbild Fuß- und Radverkehr sicher auf durchgängigen Wegen geführt werden. Dieser Streckenabschnitt ist für Radfahrenden derzeit lebensgefährlich! Der Bedarf aber gerade für dieses Teilstück ist vorhanden: durchschnittlich 453 Radelnde täglich wurden im Jahr 2024 an der Zählstelle an der Bommersheimer U-Bahn-Station gezählt. Die Strecke ist sowohl für Pendler als auch für Schulkinder eine wichtige Verbindung zwischen Kernstadt und Weißkirchen sowie weiter nach Frankfurt. Die Lückenhaftigkeit des Oberurseler Radwegenetzes war einer der zentralen Kritikpunkte im letzten Fahrradklimatest. Jetzt wird diese Lückenhaftigkeit fortgeschrieben.