
Noch eine grüne Oase in der City, demnächst eine Straße? © Ulrike Heitzer-Priem
Nassauer Straße: ADFC lehnt Verlängerung ab
Die Stadt Oberursel hat den Bebauungsplan Nummer 271 „Verlängerung der Nassauer Straße“ vorgelegt, der den Anschluss der Nassauer Straße an Weingärtenumgehung beinhaltet. Der ADFC Oberursel/Steinbach lehnt diese Planung ab.
Ein alter Plan wird in Oberursel aus dem Archiv gezogen und soll als Bebauungsplan festgeschrieben werden. Der ADFC ist dagegen - aus verkehrs- und aus klimapolitischen Gründen.
Die Verlängerung der Nassauer Straße führt insgesamt zu mehr Autoverkehr in Oberursel.
Einige wenige Straßen werden vom Autoverkehr entlastet, (zwischen 15 und 50 Prozent laut Verkehrsgutachten), während für andere Streckenabschnitten Zuwächse von 50, 140 oder gar 435 Prozent prognostiziert werden.
Der angestrebte Zeitgewinn durch die Verlängerung der Nassauer Straße bewegt sich im Bereich von ein bis zwei Minuten, die weiter schrumpfen dürften, wenn aus Lärmschutzgründen die Geschwindigkeit auf 30 km/h gesenkt werden muss.
Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass der Bau zusätzlicher Straßen weiteren Verkehr anzieht. Im Verkehrlichen Leitbild steht das Ziel: Das Verkehrsaufkommen im KFZ-Individualverkehr in Oberursel steigt nicht weiter an. Hier wird eine Maßnahme vorgeschlagen, die das Gegenteil bewirken wird.
Der Radverkehr leidet.
Für zu Fuß Gehende und Radfahrende sind im Planentwurf keinerlei Maßnahmen vorgesehen. Stattdessen werden Wege erschwert, beispielsweise von der Lindenstraße zum Bahnhof.
Die für den Bau des Radschnellweges Frankfurt-Friedrichsdorf (FRM5) notwendige Brücke über U-Bahn und Weingärtenumgehung ist im Bebauungsplan nur angedeutet. Der Bau des FRM5 ist aber ein bedeutendes Projekt mit einem sehr hohen Kosten/Nutzen-Faktor. Er könnte zu einer deutlichen Reduzierung der Fahrzeiten des Radverkehrs und damit zu einer Attraktivitätssteigerung des Radverkehrs beitragen. Die Realisierung indirekt an einen Plan zu koppeln, dessen Verwirklichung völlig ungewiss ist, wirft die Mobilitätswende in Oberursel deutlich zurück. Gleiches gilt für die Koppelung des Radwegs entlang der Friedhofsmauer in Bommersheim an die Verlängerung der Nassauer Straße.
Nur mit einem konzentrierten und massiven Ausbau der Rad-Verkehrsinfrastruktur und der zügigen Umsetzung der Radverkehrskonzepte von Stadt und Kreis lässt sich eine Entlastung der anderen Verkehrsmittel erreichen und letztlich damit die zwingend erforderliche Einsparung von CO2 im Verkehrssektor. Durch die Verlängerung der Nassauer Str. und das prognostizierte erhöhte Verkehrsaufkommen würden die Treibhausgasemissionen dagegen zunehmen.
Umweltbelastungen steigen, Aufenthaltsqualität verschlechtert sich.
Heute ist die Kastanienallee in der Nassauer Straße ein beliebter, schattigen und ruhigen Bereich in der Nähe des Bahnhofs, der eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Selbst wenn eine Baumreihe stehen bleiben würde, ein Aufenthalt wie in einer Allee wird es hier nicht mehr geben. In der “wilden” Böschung finden Insekten, Vögel und Reptilien einen ungestörten Nist- und Futterplatz, der verschwinden würde. Die Eingriffe in die Natur wären erheblich, wie die Umweltprüfung eindeutig feststellt.
Zukunftsfähige Stadtentwicklung blockiert.
Das Fokussieren der Stadtentwicklung auf dieses Straßenbauprojekt vergibt die Chancen auf eine zukunftsgerichtete und klimaangepasste Stadtentwicklung. Die jetzt für die Planung investierten Mittel fehlen bei anderen verkehrlichen (Radverkehrskonzept 2016), sozialpolitischen (z. B. Kitaneubau) und klimapolitischen (Energetische Sanierung städtischer Immobilien) Maßnahmen. Sie werfen die Stadt zurück in eine Zeit, in der das Ideal einer autogerechten Stadt verfolgt wurde. Das kann nicht die Politik einer Stadt wie Oberursel in Zeiten des beschleunigten Klimawandels ein.